Dieser Satz fiel in unserem Projekt „Eltern und Kinder lernen Deutsch“ am Dienstagnachmittag. Verblüfft hatte ich hochgeschaut. Monatelang liebten die Kinder es, zum Abschluss des Kurses noch ein Sprachspiel zu machen. Ein Angelspiel war dabei genauso begehrt, wie ein Spiel, bei dem es lustige pantomimische Aufgaben gab, wenn man auf sprachlicher Ebene etwas noch nicht lösen konnte.
Doch heute ist es die Mehrheit, die ihre Arbeit nicht unterbrechen will.
Einige Kinder legen sich mit kleinen Holztäfelchen, die farbig markiert sind. Sätze und schreiben sie in ein Heft. Andere kleben sich das Bild und die Grundform eines Verbes ins Heft und schreiben dann selber einen passenden Satz dazu. Für Kinder, die damit überfordert wäre,n liegen Satzstreifen bereit. Die Kinder suchen den passenden Satzstreifen heraus, wobei nebenher unbemerkt die Lesekompetenz gefördert wird, und schreiben ihn anschließen in ihr Heft.
Andere stellen sich kleine Tunwortkarten auf rotem Papier her. Vorne wird ein Bild darauf geklebt, hinten stehen Grundform und Personalform. Diese Kärtchen kommen anschließend in ihre Dosen. Jeder der mit diesen Kindern im Sprachunterricht arbeitet, aber auch interessierte Eltern können auf diese Weise selbsständig und sinnvoll mit den Kindern arbeiten. Der Wortschatz an Tunwörtern hat sich in den letzen Monaten drastisch erhöht, die Konjugation hat sich verbessert. Bei einem Pantomimespiel, in dem ein Kind ein Tunwört darstellt und die anderen Schüler es erraten haben sich Wörter wie ermahnen, belohnen, abwaschen, decken, zuhören , greifen etc. etc gefestigt. Seit Beginn des Schuljahres arbeiten die Schüler bereits überwiegend mit Tunwörtern.
Aber auch Präpositionen kommen nicht zu kurz.
Sitzt, steht, liegt die Maus nun hinter, auf oder neben dem Käse oder gar zwischen zwei Käsestücken?
In der Sprachstufe 1 hatten die Schüler immer wieder mündlich mit diesen adverbialen Bestimmungen gearbeitet.
Wunderbar wenn ein Kind vollkommen sauber sagte:
Die Maus liegt hinter dem Käse. Das m bei dem überstark betont.
Oder: „Tante Anna liegt in der Badewanne.“
„Wieso der Badewanne? Es heißt doch die Badewanne.“ Und schon sind wir im Gespräch über die Merkwürdigkeiten der deutschen Sprache.
Nun werden auch zu diesem Thema Satzkarten hergestellt. Immer mit Bild versteht sich, so dass das Kind immerzu auch selbstständig arbeiten kann. Hinter, auf, über , vor, neben, zwischen??? Satz lesen, rumdrehen, schauen – und alles ist klar.
Aber auch die Eltern sind auf der sicheren Seite. Alle, die eine Einführung am Nachmittag hatten, können nun sinnvoll und gezielt mit den Kindern arbeiten.
Ein freudiges und beschäftigtes Summen erfüllt den Raum.
Zeit für die Spiele. Und dann eben:
„Ich will nicht spielen, ich will arbeiten.“ Ich auch, ich auch. Schreit es da. Darf man ein Kind vom Arbeiten abhalten?
Am Ende sitzen ein paar Kinder an den Spielen und die, die unbedingt weiter arbeiten wollen, die arbeiten weiter. Ein erleichtertes Aufatmen geht geht durch die Reihen der „Arbeitskinder“.
Das Sätze schreiben so schön sein kann…
Gewünscht hat man es sich…
Viel getan dafür auch…
Aber es bleibt doch immer ein kleines Wunder.
Der Funke, der zündet und überspringt.
Und der springt auch in die Klasse.
Darf ich meine Sätze vorlesen?
Da springt er auf die anderen über. Nicht auf alle. Bewahre. Aber doch auf die eine oder den anderen. Zieht kleine Kreise.
Da schreiben sie ihre Texte. Und wenn es jemanden zu schwer wird, dann holt er seine Präpositionssätze oder die Tunwortkarten oder die Kiste mit den Nomen. Der eine schreibt ab, der andere schreibt selbsständig und kontrolliert sich mit den Karten. Der andere schreibt und malt das Bild dazu. So sind sie alle beschäftigt. Jeder auf eigenen Wegen und im eigenen Tempo.