Liebe Mitglieder unserer Schulgemeinschaft, liebe Besucher unserer Homepage,

gerne möchten wir Ihnen diese nicht gendersensible Anrede begründen:
Obwohl Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Frauen in unserer Gesellschaft gesetzlich vorgeschrieben ist (Grundgesetz § 3.1: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.” Absatz 2: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.”), ist dieses Ziel im täglichen Leben häufig noch nicht erreicht. An unserer Schule versuchen wir, diesem Anspruch durch unser praktisches Handeln stets gerecht zu werden, auch wenn es vielleicht aus der Sicht einzelner nicht immer gelingt.

Für Befürworter gendersensibler Sprache sind die Ungleichbehandlungen der Geschlechter bereits in unserer Sprache in Form des sog. generischen Maskulinums („Lehrer“(pl.), „Schüler“(pl.), „Mitarbeiter“(pl.) etc.) angelegt, wobei Frauen nur „mitgemeint“, aber nicht ausdrücklich genannt werden. Um das zu ändern, wird in vielen öffentlichen Verwaltungen, Regierungsstellen, schulischen und universitären Einrichtungen usw. zunehmend von z.B. „Bürgerinnen und Bürgern“ gesprochen. Die zugrunde liegende Absicht ist löblich und ehrenwert, die Konsequenzen für die deutsche Sprache, für deren korrekten Gebrauch wir als Schule mitverantwortlich sind, aber sind schwerwiegend. Konsequente Anwendung gendersensibler Sprache versteht unter „Bürgern“ nur noch die männliche Bürgerschaft, entsprechendes gilt für „Ärzte“, „Einwohner“ und so weiter. Der bisher gebräuchliche Sammelbegriff für beide/alle Geschlechter, also die gemischtgeschlechtliche Pluralform, geht durch ihre Nicht-Nennung („Bürgerinnen(f.) und Bürger(m.)“) langfristig verloren, was eindeutig einem Verlust an sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten gleichkommt.
Eine Sprache, die eine gemischtgeschlechtliche Pluralform nicht hätte, würde sie über kurz oder lang einführen, nur die deutsche ist im Begriff, diese Pluralform abzuschaffen!

Alternative Pluralformen, die von Gender-Befürwortern angeboten werden, sind mehr oder weniger „kreative“ Konstrukte wie „Bürger*innen“, „…Innen“, „…/innen“, „…_innen“, „…:innen“, „…[Sprechpause]innen“ bis zum generischen Femininum („Bürgerinnen(f.+m.)“), wie es die Universität Leipzig für ihre Verwaltung beschlossen hat: Dort sind alle Professoren, unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht, jetzt „Professorinnen“. Wenn wir als Schule diese Gender-Sprache für richtig halten, sollten wir sie auch genau so unseren Schülern beibringen. Ebenso denjenigen, die Deutsch als Zweitsprache an unserer Schule lernen, die dann allerdings neben der grundsätzlichen Herausforderung, die das Erlernen einer fremden Sprache mit sich bringt, auch noch mit Gender-korrekten Ausdrücken konfrontiert würden wie „Jede und jeder Wahlberechtigte ist aufgerufen, am Tag der Wahl der Bürgermeisterin bzw. des Bürgermeisters in ihrem oder seinem Wahlbezirk in dem für sie oder ihn zugewiesenen Wahlraum ihre oder seine Stimme abzugeben. Jede und jeder Wahlberechtigte soll ihren oder seinen Ausweis mitbringen (oder verkürzt: Jede/r Wahlberechtigte ist aufgerufen, am Tag der Wahl der/des Bürgermeister*in in ihrem/seinem Wahlbezirk in dem für sie/ihn zugewiesenen Wahlraum ihre/seine Stimme abzugeben. Jede/r Wahlberechtigte soll ihren/seinen Ausweis mitbringen)“. Oder: „Jede/r, der/m dazu etwas einfällt, schreibt ihre/seine Ideen auf einen Zettel und gibt ihn an ihre/ihren/seine/seinen Nachbarin/Nachbarn weiter.“ (Zitat von Bastian Sick in: https://www.pro-medienmagazin.de/medien/journalismus/2019/03/18/grammatik-entstellt-um-politische-ziele-durchzusetzen/)

Uns Mitarbeitern am Adolf-Reichwein-Bildungshaus befällt bei diesen Formulierungen ein großes Unbehagen, nicht nur weil uns das Lesen des „gegenderten“ Textes schwer fällt, sondern auch, weil wir überlegt haben, welche Sprache wir unseren Schülern beibringen möchten. So haben wir uns entschieden, diese Gender-Neuschrift unseren Schülern nicht beizubringen und sie auch in unserer schulischen Kommunikation zu unterlassen. Unsere Sprache ist ein Kulturgut, mit dem wir achtsam und pfleglich umgehen wollen.

Sprache unterliegt einem stetigen Wandel und reflektiert so die gesellschaftlichen Verhältnisse, ist aber nicht deren Ursache. Sehen wir also in der Nicht-Nennung eines Geschlechts nicht eine Diskriminierung desselben, sondern bleiben wir gegenüber unseren Schülern und unserer Sprache, die sich seit Jahrhunderten entwickelt und bewährt hat, verantwortlich.

Mit freundlichen Grüßen
Die Mitarbeiter des Adolf-Reichwein-Bildungshaus