SCHULISCHES AUSBILDUNGSKONZEPT zur Ausgestaltung des Integrierten Semesterpraktikums (ISP)

Gliederung

  1. Schulspezifisches Ausbildungsverständnis
  2. Organisation des ISPs an der Schule
    1. Vorbereitung des Praktikums
      Einstieg in das Praktikum
    2. Phase 1: ISP ohne Hochschulbetreuung
      Phase 2: ISP mit Hochschulbetreuung
    3. Abschluss des Praktikums
  3. Ausgestaltung von Kernprozessen
    1. Zeiträume sichern für Vor- und Nachbesprechung
    2. Auswahl beteiligter (Ausbildungs-)Lehrkräfte treffen
    3. Sich im Ausbildungsteam verständigen und zusammenarbeiten
    4. Eigenverantwortlichkeit/Selbststeuerung der Studierenden stärken
    5. Perspektivwechsel Schüler/Studierender – Lehrer/in ermöglichen
    6. (Weiter)Qualifizierung ermöglichen bzw. die Ausbildungsbeteiligten ermutigen
    7. Theorie-Praxis-Vernetzung gerade an der Schule stärken
    8. Herstellung / Vorhandensein eines unterstützenden Lernklimas an der Schule
    9. Betreuung und Beratung an Studierendenbedürfnissen orientieren
    10. Rückmeldungen zur Qualitätsentwicklung verwenden
  4. Möglichkeiten der Weiterentwicklung
    1. Potentiale an der eigenen Schule
    2. Potentiale bezogen auf die Kooperation

1          Schulspezifisches Ausbildungsverständnis

Gibt es Alleinstellungsmerkmale bzgl. des ISP an der Adolf-Reichwein-Schule und inwieweit fließen diese in das Praktikum ein?

Als Grundschule und Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt emo- tionale und soziale Entwicklung sind wir davon überzeugt, dass insbesondere eine Schule wie diese den Studie- renden einen guten Einblick in das Berufsfeld einer Grundschullehrkraft unter den besagten Bedingungen bie- tet. Mit einem Anteil von etwa 20 % an Kindern mit festgestelltem Anspruch auf besonderen Förderbedarf und etwa 80% mehrsprachig aufwachsender Kinder muss diesen besonderen Anforderungen auch im ISP Rechnung getragen werden. Wir verstehen diese Rahmenbedingungen als Chance, Einblicke in den Berufsalltag einer Grundschullehrkraft in einem Stadtteil mit besonderen Herausforderungen zu bekommen. So werden die Stu- dierenden gezielt in Sprachförderung, Elternzusammenarbeit und sonderpädagogische Aspekte miteinbezogen. Die Studierenden werden ermutigt, gerade das Arbeiten unter diesen Bedingungen mit dem Studium abzuglei- chen und die gemachten Erfahrungen aktiv in den Veranstaltungen an der Pädagogischen Hochschule mitein- zubringen.

2          Organisation des ISPs an der Schule

2.1        Vorbereitung des Praktikums

Ausbildungsbeauftragter, Schulleitung und eingebundene Ausbildungslehrer gleichen vorab den Bedarf bzgl. der hochschulbetreuten Fächer und der Stundenpläne ab. Es wird ein gemeinsamer Begrüßungstermin gefunden.

Hier werden u.a. die an der Ausbildung Beteiligten vorgestellt und gegenseitige Erwartungen kommuniziert:

  • Jede Woche eine Stunde Unterricht (unabhängig vom Tagespraktikum)
  • „Hol- und Bringschuld“: Sorgen Sie für sich selbst!
  • Verlaufsskizze mit Zielformulierung
  • Verbindlichen Stundenplan vorlegen (nach den Herbst- bzw. Osterferien)
  • jeweils eine Begleitung wöchentlich in der Individuellen Lernzeit im Ganztag
  • (Einzel-)Leseförderung Klasse 2
  • Eigenständige Organisation mit Klassenlehrerinnen
  • 1. Unterrichtsversuch im Tagespraktikum: Abgabe des ausführlichen Unterrichtsentwurfs

Die Studierenden werden direkt nach der Zuteilung per Email zum Begrüßungsgespräch in der Woche vor dem Beginn des Praktikums eingeladen. Ausbildungsbeauftragter und Ausbildungslehrer sind anwesend. Die Schul- leitung ist ebenfalls eingeladen. Jeder Studierende bekommt bei diesem Gespräch eine Begrüßungsmappe. In diesem Starterpaket befindet sich

  • die Klassenzuordnung für das komplette ISP
  • die Schülerlisten mit Foto
  • die Stundenpläne der zugeteilten Klassen
  • ein Freistellungsauftrag der Schule bzgl. schulischer Veranstaltungen
  • eine Terminliste mit schulischen für das Praktikum relevanten Terminen (GLK´s, Elternpfleg- schaften, Lehrerausflüge, Klassenfeste, …)
  • erste Beobachtungsbögen für die Hospitation im Unterricht,
  • den Gutachtenbogen
  • eine Anleitung zum ausführlichen Unterrichtsentwurf und ein Reflexionsfragebogen als Vorbe- reitung zum ersten Ausbildungsgespräch
  • Schulschlüssel
  • Kopiercode

Die Studierenden werden auf das schulspezifische Ausbildungsverständnis (s.1.) hingewiesen.

Am ersten Schultag werden die Studierenden in einer der Hofpausen den im Lehrerzimmer anwesenden Kolle- ginnen vorgestellt. Ebenso machen wir schon bei der Begrüßung ein Foto und stellen die ISP´ler über das wö- chentliche Rundschreiben dem Kollegium vor.

2.2        Phase 1: ISP ohne Hochschulbetreuung

Die Studierenden werden von Beginn an in zwei Gruppen (alphabetischer Zufall) aufgeteilt. Diesen Klassen blei- ben sie in der Regel 4 Wochen zugeordnet, wechseln dann mit der zweiten Gruppe gegenseitig wieder die Klas- se usw. Die beiden im späteren Verlauf hochschulbetreuten Tage werden schon von Anfang an auch in der je- weiligen Klasse in der Gesamtgruppe verbracht. So kann eine Beziehung zu den Schülern aufgebaut werden, selbst wenn man an den jeweils drei anderen Tagen nicht in dieser Klasse ist. D.h. die Studierenden sind aus- schließlich den immer gleichen zwei Klassen zugeordnet.

Schon ab der ersten Schulwoche gibt es einmal pro Woche ein gemeinsames ca. einstündiges Treffen. Themen kommen von den Studierenden oder werden vom Ausbildungsbeauftragten hineingegeben. Diese können sein:

  • Themenplanung und -verteilung
  • Verlaufspläne schreiben, Ziele formulieren
  • Beobachtungsaufgaben
  • Mit der Familie für´s Kind – Wie kann Elternzusammenarbeit gelingen?
  • Fallbeispiele Kindeswohlgefährdung
  • Lehrergesundheit - Lehreralltag

Mit Beginn der Hochschulbetreuung ändert sich im wöchentlichen Ablauf somit nichts, außer dass der Freitag als weiterer Tag in der Klasse dazukommt. Auch die wöchentlichen Treffen werden beibehalten. Dadurch, dass der Ausbildungsbeauftragte eine der beiden Gruppen betreut und diese erstens regelmäßig „durchwechseln“ und zweitens der Ausbildungslehrer sich mit dem Ausbildungsbeauftragten informell austauscht, sind Leis- tungsentwicklungen, Lernfelder und Stärken der einzelnen Studierenden im Blick. Zur Mitte, nach etwa 8-10 Wochen, findet ein zweites Ausbildungsgespräch statt.

2.3        Abschluss des Praktikums

Die Studierenden werden in der letzten Schulwoche vom Ausbildungsbeauftragten, dem Ausbildungslehrer und

der Schulleitung im gemeinsamen Gespräch mit einem „Schulgeschenk“ verabschiedet. Es wird hier informell

„zurückgeschaut“. Die Studierenden organisieren in den beiden Klassen eine angemessene Verabschiedung.

3          Ausgestaltung von Kernprozessen

3.1        Zeiträume sichern für Vor- und Nachbesprechung

Ein bewährtes Kommunikationsmedium hinsichtlich der Unterstützung zur Unterrichtsvorbereitung ist der Mailverkehr. In Anbetracht der vielfältigen Aufgaben einer Grundschullehrkraft appellieren wir an den Mut, mit wenig Vorbesprechung auszukommen, Dinge auszuprobieren und Fehler zuzulassen. Nachbesprechungen wer- den situativ nach Bedarf organisiert. Die Bedarfe zur Nachbesprechung dürfen sowohl Studierende als auch Ausbildungslehrer anmelden. Zeitfenster sind Hofpausen oder Hohlstunden. Ein weiteres Zeitfenster kann sich dadurch ergeben, dass andere Studierende den Unterricht halten, sich gerne auch mal alleine ausprobieren und die Nachbesprechung einer Kommilitonin parallel dazu ortsnah stattfinden kann.

3.2        Auswahl beteiligter (Ausbildungs-)Lehrkräfte treffen

Bei uns sind Ausbildungslehrer und Ausbildungsbeauftragter ein bewährtes Team. Andere Lehrer sind dann involviert, wenn die Studierenden in anderen Klassen hospitieren möchten. Das liegt in der Eigenverantwortung und Selbstorganisation der Studierenden. Dadurch, dass die Studierenden auch in der Einzelsprachförderung von Klassenstufe 2 aktiv eingebunden sind, ist die verantwortliche Lehrkraft dieser Sprachförderung in engem Austausch mit dem Ausbildungsbeauftragten.

3.3        Sich im Ausbildungsteam verständigen und zusammenarbeiten

Der Austausch findet zwischen den ISP betreuenden Lehrern in drei Phasen statt.

  • Vor dem ISP: Wie bereits unter 2.1 beschrieben werden zu diesem Zeitpunkt die Rahmenbedingungen bespro- chen und geklärt. Desweiteren werden Abläufe und Absprachen mit anderen Lehrkräften getroffen, die für die Ausbildung der ISP- Studierenden von Bedeutung sind. (Absprache mit VK-Organisation Fr. Bohn.)
  • Während dem ISP: Während dem ISP stehen die betreuenden Lehrkräfte im engen Austausch miteinander, um auf unterschiedliche Ereignisse reagieren zu können.
    • Austausch über Lehrkompetenz und Professionalität der ISP-Studierenden
    • Austausch Zuordnung der ISP- Studierenden zu Lehrkraft.
    • Austausch über Wünsche und Kritik der ISP-Studierenden
  • Phase nach dem ISP: In dieser Phase wird das vergangene ISP reflektiert und Schlussfolgerungen für das Praktikum der nachfolgenden ISP´lerInnen gezogen.
    • Welche Ziele konnten wir erreichen?
    • An welchen Stellen könnte es runder laufen?
    • Was hat sich bewährt, war gut gelungen?

3.4        Eigenverantwortlichkeit/Selbststeuerung der Studierenden stärken

Wie bereits eingangs beschrieben ist es ein großes Anliegen den Studierenden respektvoll und offen zu begeg- nen. Von Beginn an ist es ein großes Ziel, den Studierenden das Gefühl zu vermitteln, ein anerkannter Bestand- teil der Adolf-Reichwein-Schule und des Kollegiums zu sein. Ausgehend von dieser Basis gibt es an verschiedenen Stellen die Möglichkeit eigenverantwortlich Einfluss zu nehmen.

  • Wahl der Unterrichtsinhalte
  • Unterrichtsversuche/ Unterrichtstage ohne Lehrkraft
  • Hospitationsmöglichkeiten in anderen Klassen
  • Beteiligung an Exkursionen und Landschulheimen
  • Anbieten von Projekten während den Projekttagen
  • Durchführung kompletter Projekte/Unterrichtseinheiten

3.5        Perspektivwechsel Schüler/Studierender – Lehrer/in ermöglichen

Der Perspektivwechsel wird als stätiger Prozess angesehen und ist fest in verschiedene Reflexionsphasen und Ausbildungsgesprächen verankert. Ausgehend von persönlichen Erfahrungen oder beobachteten Unter- richtssituationen wird der Perspektivwechsel Schüler – Studierender – Lehrer und das damit verbundene Rollenverständnis immer wieder in das Zentrum von Beratungs- und Ausbildungsgesprächen gestellt.

3.6        (Weiter)Qualifizierung ermöglichen bzw. die Ausbildungsbeteiligten ermutigen

Die Schulleitung der Adolf-Reichwein-Schule unterstützt und fördert über das ISP hinaus die Fortbildungs- wünsche der einzelnen Lehrkräfte. Bezügliche des ISP bieten sich Tandemfortbildungen der an der Ausbil- dung beteiligten Lehrkräfte an. Mögliche Themenschwerpunkte könnten sein:

  • Beratung und Bewertung von Unterrichtssituationen
  • Allg. päd.-methodisch-didaktische Themen
  • Fachspezifische Themen

3.7        Theorie-Praxis-Vernetzung gerade an der Schule stärken

Die Studierenden haben jederzeit die Möglichkeit die von der Pädagogischen Hochschule vermittelten oder durch Selbststudium angeeigneten theoretischen Kenntnisse in ihre Praxisphase einzubringen. In folgenden Situ- ationen können Theorie-Praxisbezüge hergestellt werden:

  • In Reflexionsgesprächen über Unterrichtsbeobachtungen.
    • Unterrichtsaufbau
    • Methodisch-didaktische Aspekte
    • Verhaltensweisen von Lehrkräften und Schülern.
  • Bewusste Auswahl von Unterrichtsinhalten.
  • Persönliche Überzeugungen / Vermutungen mit theoretischem Wissen belegen oder untersuchen.

3.8        Herstellung / Vorhandensein eines unterstützenden Lernklimas an der Schule

An der Adolf-Reichwein-Schule herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima, welches sich im sehr wertschätzen- den und hilfsbereiten Umgang miteinander auszeichnet. Zudem erfährt man als Lehrerin oder Lehrer der Adolf- Reichwein-Schule großes Vertrauen und starken Rückhalt von Seiten der Schulleitung. Für die Studierenden be- deutet dies, dass sie auf viele Hilfsbereite Menschen treffen werden, die gerne bei den ersten Schritten als ange- hende Lehrerin oder Lehrer unterstützen werden. Desweiteren bietet die Offenheit der Lehrkräfte für Ideen eine sehr gute Möglichkeit, um eigene Ideen auszuprobieren und umzusetzen.

3.9        Betreuung und Beratung an Studierendenbedürfnissen orientieren

Unser Ziel ist es, jeden Studierenden auf seinem Weg bestmöglichst zu unterstützen. Hierzu stehen die an der Ausbildung beteiligten Lehrkräfte im permanenten Austausch über die einzelnen Praktikanten. In Einzelgesprä- chen werden in Absprache mit dem jeweiligen Studierenden Stärken und Lernfelder besprochen. Je nach Bedarf sind verschiedene Maßnahmen und Unterstützunsgmöglichkeiten denkbar:

  • Variation der Lehrdauer
  • Variation der Schülerzahl
  • Beobachtungsschwerpunkte
  • Teamteaching (mit Lehrkraft oder anderen Studierenden)

3.10    Rückmeldungen zur Qualitätsentwicklung verwenden

Auf der Ebene der Studierenden wird während dem ISP in den Ausbildungsgesprächen permanent versucht Rückmeldung von den Praktikanten zu erhalten und Stimmungen einzufangen. In dem Abschlusstreffen am Ende des ISP findet eine gemeinsame Abschlussreflexion statt, in der ebenfalls über gewinnbringende und verbesserungswürdige Aspekte diskutiert wird.

4          Möglichkeiten der Weiterentwicklung

4.1        Potentiale an der eigenen Schule

  • Welche Bereiche/Aspekte an Ihrer Schule wollen Sie in Bezug auf die Weiterentwicklung des ISPs ver-

stärkt in den Blick nehmen? Wo sehen Sie aktuell „Baustellen“?

4.2        Potentiale bezogen auf die Kooperation

  • Wie kann die Weiterentwicklung der Kooperation mit der Hochschule vorangetrieben werden?