"EZW ist ein interkulturelles Projekt zur Erweiterung der Sprach- und Erzählkompetenz an Freiburger Grund- und Förderschulen. Im Rahmen der Sprachbildung wird niedrigschwellige und lustvolle Begegnung mit der deutschen Sprache angeboten. Professionelle Erzählerinnen und Erzähler erzählen in Grundschulen mit hohem Migrationsanteil Kindern der ersten und zweiten Klasse einmal wöchentlich interkulturelle Märchen. Diese werden von den Kindern nacherzählt und im Unterricht weiter thematisiert.
Über das Dreigespann: Erzählen - Zuhören und Weitererzählen wird das Aufmerksamkeitsvermögen der Kinder gesteigert und ihre Sprach- und Erzählkompetenz erweitert.
In den zweiten Klassen übernehmen die Lehrkräfte, nachdem sie an internen Fortbildungen zum Erzählen teilgenommen haben, selbst das Erzählen für die SchülerInnen. Im den dritten und vierten Klassen lernen die SchülerInnen in 6 Modulen, die gemeinsam von der Projektleitung und Lehrkräften angeboten werden, selbst zu erzählen.
Ziel des Projektes ist es, das Zuhören und Erzählen langfristig im Sinne einer ganzheitlich-, erlebnisorientierten Sprachförderung an der Grund- und Förderschule zu verankern. Erzählen wird fester Bestandteil des Unterrichts. Projektinhalte werden unter Berücksichtigung des Bildungsplans von den schuleigenen Lehrkräften aufgegriffen und individuell umgesetzt."
(Informationstext der Freiburger Schulprojektwerkstatt)
In der Praxis hört sich das dann so an:
Fast jeden Donnerstag freuem sich die Schüler der 1b schon auf den Märchenerzähler. Sie sitzen erwartungsvoll im Kinositzt und kommt ein vertrauter Erzähler, wie es zum Beispiel der Schauspieler und Märchenerzähler Herr Kopp für die Kinder bereits ist, wird er mit einer freudigen Umarmung begrüßt. Dann geht es los.
„Welches Märchen habt ihr letzte Woche gehört?“ Zahlreiche Kinderfinger gehen hoch. Erstaunlich, wie gut sich die Kinder erinnern können. Wenn sie Glück haben, dürfen sie ein Teil des Märchens in Szenisches Spiel umsetzen. Die mitgebrachten Requisiten inspirieren sie dabei.
Manchmal ist es schon zwei Wochen her, dass der letzte Märchenerzähler da war. Da gehen nur ein paar vereinzelte Finger hoch. Doch sobald ein Kind beginnt zu erzählen, geht ein Raunen durch die Klasse „ ach ja“, „ach doch“, „jetzt weiß ich es wieder“, „stimmt ja“. Es ist immer wieder beglückend zu sehen, wie immer mehr Finger hochgehen, das Märchen wieder ganz präsent im Raum ist. Ein Gedächtnistraining par exellence.
Dann kommt das Geräusch! Zum festen Ritual gehört es, dass der Märchenerzähler den Kindern ein Geräusch vorspielt und während er erzählt, sollen die Kinder herausfinden, um welches Geräusch es sich in der Geschichte handelt.
Irgendwann ist es mucksmäuschenstill. Die Kinder hängen an den Lippen des Erzählers. Ihre offenen Gesichter spiegeln Staunen, Entsetzen, Freude, Erleichterung, Überraschung. Sie sind ganz im Bann der Geschichte. In anderen Momenten imitieren sie die ausladenden und sprechenden Gesten . Manches wird mit Lachen quittiert. Alles jedenfalls mit Genuss und Spaß auf- und übernommen. Ein gelungener Vormittag, der die gesamte Persönlichkeit des Kindes stärkt. Neu an diesem Projekt, das schon über Jahre jemals in den ersten Klassen durchgeführt wird, ist, dass neuerdings auch die Eltern herzlich eingeladen sind, an einer solchen Erzählstunde teilzunehmen. Auf wirklich qualitäts- und lustvolle Weise soll hier eine ganz besondere Brücke zwischen Schule und Elternhaus geschaffen werden.